Manuel öffnete noch zwei Bierflaschen.
Mein Vater spinnt“, sagte Peter. „Seit Tagen hockt er in jeder freien Minute in der Werkstatt und klebt Streichhölzer zusammen.“
Manuel lächelte. „Streichhölzer?“, fragte er.
„Hunderte von Streichhölzern. Wenn nicht Tausende.“
„Und warum macht er das?“
„Keine Ahnung. Kann es einen vernünftigen Grund für so etwas geben? Er will wohl ein Modell bauen. Eine Kirche oder sowas. Kann man ja machen, von mir aus. Aber warum nimmt er dafür Streichhölzer? Umständlicher geht es doch gar nicht mehr.“
„Er will aus etwas sehr Kleinem etwas Großes machen. Ist doch nicht schwer nachzuvollziehen.“ Manuel nahm einen Schluck Bier, hielt ihn einen Moment im Mund und schluckte dann.
„Ist das etwas Großes? Ein Modell aus Streichhölzern? Eine Leistung, die in verbrauchten Klebstofftuben gemessen wird? Findet das jemand toll?“
„Vielleicht geht es nicht um Anerkennung. Vielleicht geht es um das Gefühl, etwas zu schaffen. Etwas aufzubauen. Etwas, das stehenbleibt.“ Noch ein Schluck. Peter konnte Manuels Lächeln nicht deuten. War es spöttisch?
„Das könnte ich ja nachvollziehen“, sagte Peter. „Aber warum macht er dann nicht etwas Richtiges? Schreibt eine Familienchronik! Pflanzt einen Baum im Garten! Baut einen Schrank oder einen Tisch! Aus ordentlichen Brettern!“
„Vielleicht ist das zu naheliegend. Zu praktisch. Vielleicht ist es die Herkulesaufgabe, die er braucht. Etwas, was Jahre dauert, wo ein Ende nicht abzusehen ist. Vielleicht will er ein Ziel, bei dem das Scheitern ständig möglich ist. Vielleicht will er etwas machen, das jeder sehen, aber kaum jemand verstehen kann. Es gibt viele Gründe für so ein Vorhaben.“
„Du findest das also gut?“
„Ich kann es verstehen.“
Peter zuckte mit den Schultern. „Ich nicht“, sagte er.